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Executive MBA an der Uni Köln
Privatisierung durch die Hintertür?

Die Universität zu Köln will mit der Einführung eines "Executive Master of Business Administration" (EMBA) eine eigene Business School gründen. Der Studiengang richtet sich an Berufstätige und soll 46.000 Euro kosten. Studierende fürchten eine schleichende Privatisierung der Hochschule.

Von Jennifer Rieger | 30.03.2015
    Statue des sitzenden Albertus Magnus vor dem Hauptgebäude der Universität zu Köln.
    In 18 Monaten Teilzeitstudium soll man an der Universität zu Köln den EMBA-Abschluss machen können. (dpa/picture alliance/Horst Galuschka)
    Benedikt Ruppert regt sich auf:
    "Es ist meines Erachtens einfach ein gekaufter Abschluss. Plus, dass es nicht die Aufgabe ist einer aus Landesmitteln finanzierten Universität und Fakultät in dem Fall, Geld zu generieren. Und das ist hier ganz klar das Ziel, das kann man so einfach sagen."
    Ruppert ist 2. Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) an der Universität zu Köln. In Zusammenarbeit mit der Universität Rotterdam will die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften den Studiengang "Executive Master of Business Administration" einführen, kurz EMBA. Er richtet sich an Berufstätige, die schon ein paar Jahre Berufserfahrung mitbringen. In 18 Monaten Teilzeitstudium sollen sie in Zukunft hier ihren Master machen. Kostenpunkt: 46.500 Euro. Damit läge der EMBA preislich im Mittelfeld, sagt Patrick Honecker, Pressesprecher der Uni Köln:
    "Man hat also überlegt, man nimmt nicht etwas, das ganz hochpreisig ist, sondern schaut im mittleren Segment. Die Idee war letztendlich, wie das einige staatliche Hochschulen in Deutschland schon machen, dass man eine GmbH, die zu 50 Prozent von der Universität zu Köln geführt wird, zu 50 Prozent mit der Partneruniversität zusammen betrieben wird, diese GmbH zu gründen, und diese GmbH hätte die Aufgabe, dieses Angebot zu organisieren."
    Und die Gelder zu verwalten, die dabei erwirtschaftet werden.
    "Eine öffentliche Institution ist in der Lage, Geschäfte zu machen, wenn die steuerlichen Voraussetzungen da sind, wenn keine Wettbewerbsverzerrungen zu anderen Teilnehmern auf dem Markt besteht ist das möglich. Nur das muss natürlich dementsprechend auch wieder zurückfließen in die Finanzierung der Institution."
    "Eine Ergänzung des Profils"
    Die WiSo-Fakultät an der Kölner Uni wäre nicht die erste, die Weiterbildungsangebote für Berufstätige anbietet. Den EMBA-Abschluss kann man zum Beispiel auch an der RWTH Aachen erlangen, an der Mannheim Business School oder an der Frankfurt School of Business. Und in Köln bietet die Cologne Business School berufsbegleitende Studiengänge an.
    Ein neues Angebot auf dem Markt zu positionieren, dürfte da nicht ganz einfach sein, sagt Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie.
    "Es gibt durchaus verschiedene Angebote, es ist aber nicht so, dass die überrannt werden und sich vor Nachfrage kaum retten können, sondern in aller Regel ist das ein hartes Geschäft und es gibt ganz wenige Business Schools, die wirklich auf Dauer erfolgreich sind."
    Das räumt auch Honecker ein.
    "Es ist richtig, der Markt ist ziemlich voll."
    Trotzdem gibt es verschiedene Anreize für Hochschulen, EMBA-Studiengänge anzubieten:
    "Das eine ist Ergänzung des Profils, das andere ist, das man einen Markt sieht - und die Hochschulen natürlich aufgrund begrenzter Finanzierung der Länder zunehmend auf Drittmittel angewiesen sind. Und hier erscheint auf den ersten Blick der EMBA- oder MBA-Markt nicht unattraktiv."
    Der AStA sieht das kritisch, auch aus ideologischer Sicht. Er befürchtet eine schleichende Privatisierung der Universität. Eine weitere Sorge der Studierenden ist, dass sich die Fakultät verkalkulieren könnte.
    "Die Frage ist halt auch, ob man mit dem, wie wir finden, Schnellschuss überhaupt Erfolg haben wird. Das sind nun mal öffentliche Gelder und wo ich dann sage, egal wie hoch die Summe ist und wie klein das Risiko noch ist, es ist trotzdem eine Spekulation."
    Das ist aber kein grundlegendes Problem, meint Bildungsökonom Dieter Dohmen:
    "Sondern die Frage ist eher, hat es eine vernünftige Marktanalyse gegeben. Aber wie gesagt, das Risiko, dass man sich verschätzt, bleibt. Auf der anderen Seite handelt es sich um eine Wirtschaftsfakultät, die sich hier positionieren will, also insofern sollte man da erwarten, dass die Marktanalyse funktioniert."
    Vom Weiterbildungsauftrag gedeckt?
    Der AStA ist mit seinen Vorbehalten nicht allein. Die Gespräche über den geplanten neuen Studiengang wurden für die Senatssitzung am vergangenen Mittwoch von der Tagesordnung genommen, die Uni will prüfen, "ob die Curricula, die Studienpläne so stimmen, dass sie die entsprechenden Zielgruppen ansprechen, ob überhaupt die entsprechenden Studierendenpotenziale hier in der Region vorhanden sind. Das ist weiterhin in der Pipeline, das soll auch umgesetzt werden, es gibt aber ein paar Dinge, die noch geklärt werden müssen, einfach um das Angebot möglichst transparent hier an der Uni bekannt zu machen."
    Vielleicht werden dabei ja auch die Bedenken des AStA ausgeräumt.
    "Es gibt einen Weiterbildungsauftrag für die Universitäten. Jetzt kann man darüber streiten, ob ein EMBA dazugehört. Ich würde sagen ja, man kann das durchaus so sehen. Ich würde mich allerdings auch wundern, wenn sich ein linker AStA nicht dagegen ausspricht. Also insofern finde ich das normal und ich halte es auch für sinnvoll, dass diese Diskussionen geführt werden."
    Und die sind in Köln noch nicht abgeschlossen: Die nächste Senatssitzung findet im Mai statt.